Gesprächsführung: 11 Tipps für bessere Unterhaltungen vom Moderator

Gesprächsführung

Gesprächsführung ist eine Kunst. Man kann sie entweder erlernen oder hat ein gewisses Talent dafür. In jedem Fall profitieren alle Beteiligten, wenn eine Person sich regelmäßig mit Gesprächsführung auseinandersetzt.

Und das machen wir heute. Als Moderator ist es mein Job, Gespräche zu führen. Das können Interviews oder Diskussionsrunden sein. Manchmal sind sich die Leute auf der Bühne einig, manchmal gibt es Meinungsverschiedenheiten. Eins ist aber immer gleich: Es sind Menschen, die miteinander sprechen.

Neben meinen Moderationen und Trainings habe ich mittlerweile fast 10 Jahre Berufserfahrung im Unternehmensumfeld - teilweise als Projektleiter, teilweise als Führungskraft. Auch dabei ging es stets um meine Mitmenschen. 

In diesem Beitrag fasse ich das, was ich in den verschiedenen Rollen gelernt habe, in 11 Tipps zum Thema Gesprächsführung für Dich zusammen.

Studie zu Gesprächsführung

Einige meiner Tipps zur Gesprächsführung belege ich mit Daten aus einer aktuellen Studie. Diese wurde im Journal “Science Advances” veröffentlicht. Darin wurden Gespräche von 1.456 Menschen analysiert. In Summe sind so über 850 Stunden an Audiomaterial zusammengekommen. Am Ende wurden über 7 Milionen Worte transkribiert - hoffentlich mit der Unterstützung durch künstliche Intelligenz.

Die Studie hat unter anderem ergeben, dass die typische Gesprächspause in einer Unterhaltung bei 200 Millisekunden liegt. Das ist so viel wie ein Wimpernschlag.

Besonders erwähnenswert finde ich, dass das kulturübergreifend gilt. Ganz gleich, mit wem Du Dich unterhältst, kannst Du also davon ausgehen, dass ein Wimpernschlag Gesprächspause reicht, ehe Du einsetzen kannst. 

Jetzt geht´s los mit den 11 Tipps zum Thema Gesprächsführung. 

1 Wir bauen schnell Verbindungen auf

Dieser Punkt kommt aus der oben genannten Studie. Demnach waren die Beteiligten überrascht, wie schnell wir zu anderen Menschen eine Verbindung aufbauen können. Und das nur durch Gesprächsführung.

Den Effekt kenne ich auch aus meinen Trainings. Wenn es um Storytelling geht, bilde ich immer kleine Gruppen. In diesen Konstellationen zu zweit oder dritt sollen die Teilnehmenden sich kurze Geschichten aus ihrem Leben erzählen

Anfänglich herrscht immer große Zurückhaltung. Wenn ich ihnen allerdings etwas Zeit für die Gesprächsführung gebe, können sie kaum aufhören. 

Der Anfang ist also schwer, aber es lohnt sich. Und hinterher sind sich die Beteiligten immer näher als vorher. So bauen wir Menschen Beziehungen zueinander auf.

Manchmal braucht es nicht viel Gesprächsführung, um sich zu verstehen (Foto: Kerstin Kronabether)

2 Etwas Persönliches erzählen

In den besten Gesprächen geht es um Emotionen und Erfahrungen. Fakten lassen uns zwar hervorragend inhaltlich diskutieren, aber belastbare Beziehungen bauen wir durch andere Gesprächsführung auf. 

Du musst ja nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen. Ein kurzer Bericht über ein besonderes Ereignis am Wochenende kann schon ein guter Anfang sein. In den meisten Fällen wird sich dadurch auch Dein Gegenüber öffnen. 

Über Gemeinsamkeiten finden wir Menschen zusammen. Das sagt auch die obige Studie. Aber um diese zu erkennen, müssen wir etwas von uns preisgeben. 

3 Wir lieben Bestätigung im Gespräch

Wir mögen es, wenn man uns zuhört. Am besten gefällt es uns, wenn das Zuhören signalisiert wird. Die Forschenden haben ebenfalls herausgefunden, dass wir bestätigende Laute beziehungsweise Gestik und Mimik schätzen.

Die Liste an Wörtern, mit denen wir Zuhören signalisieren können, ist endlos:

Eine Auswahl von Worten zur Bestätigung in Deiner Gesprächsführung

Da die Studie aus dem englischsprachigen Raum kommt, wurde die Häufigkeit deutscher Ausdrücke nicht untersucht. Am meisten wird übrigens “Yeah” verwendet (39,9%). Wow kommt immerhin noch auf 1,5%.

Auch ein Nicken und Blickkontakt signalisieren unserem Gegenüber, dass wir zuhören. Diese vermeintlich einfachen Tipps können Deine Skills zur Gesprächsführung auf ein neues Level bringen.

4 Lass Dein Gegenüber sprechen

Wir erzählen gerne aus unserem Leben. Gib Deinem Gegenüber die Chance dazu, in dem Du zuhörst (siehe Punkt 3) und Fragen stellst. 

Was gute Fragen auszeichnet, habe ich in einem anderen Beitrag bereits erläutert. In diesem Kontext habe ich bereits vom Zusammenhang zwischen Redeanteil und Zufriedenheit mit einem Gespräch berichtet.

Mit diesem Trick in der Gesprächsführung wirst Du sofort bessere Unterhaltungen führen

Die meisten Menschen bewerten eine Unterhaltung besser, wenn sie selbst einen höheren Redeanteil haben. Das kannst Du Dir in der Gesprächsführung zu Nutze machen und Andere erzählen lassen. Pass nur darauf auf, dass Du nicht zu kurz kommst. Da hat auch niemand was von.

5 Eigener Name in Gesprächsführung

Welches Wort hörst Du am allerliebsten? 

Laut meinem Lieblingsbuch “How to Win Friends and Influence People” von Dale Carnegie aus dem Jahr 1937 ist die Antwort einfach. Er schrieb:

A person's name is to that person, the sweetest, most important sound in any language

Wann immer ich mich daran erinnere, versuche ich, den Namen meines Gegenübers ab und zu zu verwenden. Leider denke ich noch zu selten dran. 

Bisher hat sich aber niemand darüber beschwert, wenn ich den Namen in die Gesprächsführung einbaue. Es sei denn, ich habe ihn falsch ausgesprochen. Damit wären wir wieder bei der Wichtigkeit des aktiven Zuhörens (siehe Punkt 4).

Weitere Leseempfehlungen habe ich unter meinen Buchempfehlungen für Dich zusammengefasst.

6 Weiche im Gespräch vom Status Quo ab

Unser Gehirn ist immer darauf aus, Energie zu sparen. Früher war das wichtig, denn sonst wären wir verhungert. Heutzutage gibt es Energie in Form von Nahrung im Überfluss.

Trotzdem sucht unser Kopf immer nach Abkürzungen und Möglichkeiten, in den Autopiloten zu schalten.

Das passiert auch in Gesprächen. 

Gespräche über immer dieselben Themen verleiten dazu, den Kopf abzuschalten. Das beste Beispiel hierfür ist das Wetter. 

Wenn Du vom Status Quo abweichst, kann eine gute Gesprächsführung wie ein Training fürs Gehirn wirken. Das hat auch die oben erwähnte Studie herausgestellt.

In einem Gespräch sind wir ständig auf der Suche nach den richtigen Worten, um unsere Gedanken zu artikulieren. Dabei kramen wir im Schatz unserer Erfahrungen und bauen bekanntes Wissen mit ein. 

Da wir Menschen nach Anerkennung streben, muss unser Gehirn in sozialen Situationen auf Hochtouren arbeiten. 

Neben der Sprache an sich erfordert das Zuhören Konzentration. Wir setzen zeitgleich und größtenteils unbewusst Körpersprache und Mimik ein.

Vom Status Quo weichst Du zum Beispiel durch Fragen nach Erfahrungen ab. Hier kannst Du in Vorleistung gehen und vorerst etwas von Dir erzählen (siehe Punkt 2).

Weitere Tipps in diese Richtung findest Du in meinem Beitrag über Smalltalk.

7 Humor als Wunderwaffe der Gesprächsführung

Wir Menschen sind unterschiedlich. Wenn es allerdings eine Sache gibt, die wir alle mögen, ist das Humor. 

Das heißt nicht, dass Du im Rahmen der Gesprächsführung ständig Witze erzählen sollst. Schließlich könnte das auch nach hinten losgehen. Gutes Erzählen von Witzen ist eine Kunst. Sonst wären wir ja alle Comedians. 

Siehst Du allerdings eine Gelegenheit, Dein Gegenüber zum Lachen zu bringen, ergreife sie.

Bei diesem Interview hatten wir sichtlich Spaß durch gute Gesprächsführung

Hierfür eignen sich Situationskomik oder auch Anekdoten aus Deinem Leben. Denk zum Beispiel daran, was Du Deinen Freunden erzählen würdest. Wenn die über eine Erzählung lachen, funktioniert die Geschichte auch woanders.

Auch die besten Comedians testen ihr Programm vorher im kleinen Rahmen. 

8 Motivation für Gesprächsführung

Einige meiner Punkte klingen nach Anstrengung. Und diese versucht unser Gehirn ja tunlichst zu vermeiden (siehe Punkt 6). 

Deshalb hier eine kleine Motivation, um vermehrt Gespräche zu führen.

Die Forschenden der anfangs zitierten Studie fanden heraus, dass Menschen aller Altersgruppen sich nach einem Gespräch besser fühlten als vorher. 

Bei schlechter Laune sind Gespräche somit die beste Medizin. Und selbst wenn es Dir vor einem Gespräch schon gut geht, wird es Dir hinterher voraussichtlich noch besser gehen. 

Das Ergebnis zeigt einmal wieder, dass wir Menschen soziale Wesen sind. Ich habe mich darüber gefreut.

9 Ziel bei Gesprächsführung im Job

In den meisten Jobs gehören Gespräche dazu. Ich meine jetzt nicht die Unterhaltungen an der Kaffeemaschine oder in der Mittagspause.

Gedanklich sitzen wir gerade in einem Termin zusammen. Meiner Erfahrung nach braucht es hier vor allem eines für gute Gesprächsführung. Ein Ziel.

Sieh es mal so: Wenn Du zu einem Termin einlädst, kann dieser kaum erfolgreich sein, wenn Du nicht weißt, was Du durch den Termin erreichen möchtest.

Formuliere das Ziel für Dich und alle Teilnehmenden einmal aus. Dann ist der Grundstein für Erfolg schon mal gelegt.

Über die Verwendung der anderen Tipps zur Gesprächsführung wird sich dieser Erfolg auch einstellen.

10 Gesprächsführung üben

Da Du diesen Beitrag liest, setzt Du Dich schon mal mehr mit Gesprächsführung aus, als 99% Deiner Mitmenschen. Sehr gut!

Wie bei so vielem ist theoretisches Wissen eine solide Grundlage für herausragende Praxis. Mehr aber leider auch nicht. 

Wirklich meistern wirst Du Gesprächsführung nur durch Übung. Daher möchte ich Dich ermutigen, Gespräche zu initiieren. 

Gesprächsführung

Als Moderator kann ich Gesprächsführung regelmäßig üben (Foto: Christof Hütter)

Teste dabei gerne die einzelnen Punkte aus diesem Beitrag aus.

11 Gespräche beenden

Wer Gespräche anfängt, darf sie auch beenden. Es gibt keine vorgeschriebene Dauer für ein gutes Übungs-Gespräch.

Wenn Du nach einer Minute weiterziehen möchtest, tu das. Seid Ihr so gut im Flow, dass Ihr Euch eine halbe Stunde lang unterhalten könnt, ist auch das okay. 

Niemand wird es uns übel nehmen, wenn wir uns nicht bis zu unserem Lebensende mit ihm oder ihr unterhalten. 

Wege, um ein Gespräch höflich zu beenden, teile ich hier.

Fazit über Gesprächsführung

Niemand ist mit perfekten Skills zur Gesprächsführung auf die Welt gekommen. Aber Gespräche machen einen substanziellen Anteil unseres Lebens aus. 

Wir Menschen sind soziale Wesen und fühlen uns nach Gesprächen besser. 

Ich hoffe, diese Tipps helfen Dir bei Deiner nächsten Unterhaltung. 

Solltest Du einen Moderator suchen, der Gespräche auf Deiner Bühne professionell führt, schreibe mir eine Nachricht. 

Ich freue mich von Dir zu lesen!

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