Worauf es beim Fragen stellen wirklich ankommt

Ein großes Fragezeichen aus einem Lichtspiel als Titelbild für den Blogbeitrag: Worauf es beim Fragen stellen wirklich ankommt.

“Wer nicht fragt, bleibt dumm.“ Dieses Motto aus der Sesamstraße hat mich schon früh geprägt. Als Kind habe ich die Sendung gerne geschaut, und auch wenn ich damals nicht alles bewusst aufgenommen habe, blieb eines hängen: Die Bedeutung von Fragen stellen. 

Kinder nehmen diese Maxime besonders ernst. Laut dem Harvard-Experten Paul Harris stellen 2- bis 5-Jährige bis zu 25 Fragen pro Stunde. Das sind mehrere hundert Fragen am Tag! 

Im Gegensatz dazu stellen Erwachsene deutlich weniger Fragen. Leider habe ich keine exakten Zahlen dazu gefunden, aber aus eigener Erfahrung kann ich bestätigen, dass wir als Erwachsene signifikant weniger Fragen stellen. Doch warum eigentlich? 

In diesem Blogbeitrag zeige ich Dir, warum Fragen stellen so wichtig ist, und wie wir es im Alltag, im Job und sogar bei der Selbstreflexion bewusst einsetzen können.

Fragen sind der Schlüssel zu Wissen und Beziehungen

Fragen stellen ist in jeder Phase unseres Lebens von zentraler Bedeutung – sei es im Privatleben, in der Schule, im Studium oder im Beruf. Durch Fragen lernen wir nicht nur neue Informationen, sondern verstehen auch unser Gegenüber besser. Sie sind ein grundlegendes Werkzeug, um zwischenmenschliche Beziehungen zu stärken und Vertrauen aufzubauen. 

Durch Fragen stellen können gute Beziehungen entstehen

Wenn wir uns trauen, Fragen zu stellen, zeigen wir, dass uns das Gespräch und die Meinung unseres Gegenübers wirklich wichtig sind. Außerdem können wir durch Fragen eine eigene Meinung äußern oder eine Diskussion subtil lenken, ohne dominant zu wirken. Das ist etwas, was mir durchaus wichtig ist. Man kann auch ohne Brechstange seine Meinung durchsetzen - durch Fragen stellen.

Warum Kinder so viele Fragen stellen

Nochmal zurück zu den Kindern. Kinder stellen viele Fragen, weil sie neugierig sind und wissen, dass sie noch nicht viel über die Welt wissen. Diese Offenheit für Unwissenheit und der Drang, es zu beheben, ist etwas, das wir Erwachsenen im Berufsleben oft verlieren. Warum? 

Weil es in vielen beruflichen Kontexten immer noch als Schwäche gilt, wenn man nicht alles weiß. Dabei ist die Fähigkeit, zuzugeben, dass man etwas nicht weiß, eine Stärke. Das finde ich zumindest. 

Wer Fragen stellt, zeigt, dass er bereit ist, zu lernen und zu wachsen. Dieses Wachstumspotenzial ist etwas, das wir besonders im Berufsleben wiederentdecken sollten.

Fragen stellen als Gesprächsöffner

Fragen sind nicht nur dazu da, um Informationen zu erhalten – sie sind auch hervorragende Gesprächsöffner. Durch gezielte Fragen kannst Du das Gespräch in eine bestimmte Richtung lenken, ohne dass sich jemand gedrängt fühlt. Als Moderator setze ich diese Technik regelmäßig ein, um Diskussionen anzustoßen oder die Führung des Gesprächs zu übernehmen. 

Ein gut gesetztes „Was denkst Du darüber?“ kann dabei Wunder wirken. Es lädt Dein Gegenüber ein, sich zu äußern und schafft Raum für ein tieferes Gespräch.

Eine der wichtigsten Regeln beim Fragen stellen aus meiner Sicht ist jedoch: Dein Gegenüber muss spüren, dass Du wirklich an der Antwort interessiert bist. 

Es gibt nichts Schlimmeres als eine standardisierte Frage, bei der man das Gefühl hat, dass die Antwort dem Fragenden völlig egal ist. Ein klassisches Beispiel dafür ist der Dialog:

Negativ-Beispiel fürs Frage stellen

Solche Fragen sind keine echten Gesprächsöffner, weil sie oft nur aus Höflichkeit gestellt werden, ohne echtes Interesse an der Antwort. Hier fehlt die emotionale Verbindung, die durch echtes Zuhören und Nachfragen entsteht. Wichtig ist daher auch der Rahmen, in dem diese Frage gestellt wird.

Ein “Wie geht´s Dir?” kann auf dem Flur zwischen zwei Terminen nicht ehrlich beantwortet werden. Im entspannten Gespräch beim Mittagessen oder in einem Vieraugen-Gespräch schon eher. Eine Übersicht und Beispiele für gute Fragen habe ich an anderer Stelle bereits veröffentlicht.

Wie zeigt man echtes Interesse beim Fragen stellen?

Echtes Interesse zeigst Du unter anderem durch Deine Körpersprache und Dein Verhalten. Es beginnt mit einfachem Blickkontakt. Achte darauf, Deinem Gegenüber in die Augen zu schauen, wenn Du eine Frage stellst und die Antwort erhältst. Dies signalisiert Aufmerksamkeit und Respekt. Dabei sollten Ablenkungen wie beispielsweise das Smartphone keinerlei Rolle spielen.

Ein 30 Jähriger Mann sitzt auf einem Sessel in einer Hotellobby mit mehreren Pflanzen im Hintergrund. Er hat ein iPhone in der Hand und schaut freundlich in die Kamera. Wenn wir eine Frage stellen, müssen wir auch zuhören können.

Wenn wir eine Frage stellen, müssen wir uns auch die Antwort anhören

Nicken ist ein weiteres Zeichen dafür, dass Du zuhörst und die Antwort verarbeitest. Es zeigt Deinem Gesprächspartner, dass Du seine oder ihre Aussagen anerkennst und darüber nachdenkst.

Dein Gesichtsausdruck spielt ebenfalls eine wichtige Rolle. Zeige durch Mimik, dass Du überrascht, interessiert oder erfreut über eine Antwort bist. Dadurch wird das Gespräch lebendiger und persönlicher. Auch eine gerunzelte Stirn zeigt, dass Du zuhörst und das Gesagte gerade hinterfragst.

Schließlich kannst Du durch Paraphrasieren, also das Wiederholen und Umformulieren der Aussagen Deines Gegenübers, zeigen, dass Du wirklich zugehört hast. Ein einfaches „Also, wenn ich Dich richtig verstanden habe, meinst Du, dass...“ macht deutlich, dass Du das Gespräch aktiv verfolgst.

Fragen stellen als Moderator

Als Moderator habe ich oft die Aufgabe, gezielt Fragen zu stellen, die Diskussionen anregen und verschiedene Perspektiven beleuchten. Dabei ist es wichtig, die richtige Balance zwischen offenen und geschlossenen Fragen zu finden. Offene Fragen wie „Was denkst Du über...?“ laden zu ausführlichen Antworten ein, während geschlossene Fragen eher kurz und prägnant beantwortet werden.

Ein weiterer wichtiger Aspekt beim Fragen stellen als Moderator ist die Vorbereitung. Ich frage im Vorfeld oft nach, ob es bestimmte Themen gibt, die unbedingt angesprochen oder vermieden werden sollen. So kann ich sicherstellen, dass meine Fragen relevant und passend sind.

Allerdings muss ich auch ehrlich sein: Vorbereitung ist gut, aber nur die halbe Miete. Ein Großteil des Moderationsjobs liegt in Spontanität und Improvisation. Schließlich lässt sich vorher nicht planen, wie die Mitmenschen auf der Bühne reagieren. 

Nach diesem Vortrag habe ich ein Geschenk bekommen. Diese Spontanität brauchen wir auch, wenn wir Fragen stellen

Fragen können auch ein hervorragendes Werkzeug sein, um Feedback zu geben. Stell Dir vor, ein Kollege macht einen Vorschlag, der Dir nicht gefällt. Statt direkt zu sagen: „Das ist eine schlechte Idee!“, könntest Du sagen: „Danke für den Vorschlag! Was hältst Du davon, wenn wir dieses oder jenes Element noch ergänzen?“ 

Durch diese Art des Fragenstellens zeigst Du, dass Du den Vorschlag wertschätzt und gleichzeitig offen für Verbesserungen bist. Es schafft eine wertschätzende Atmosphäre und führt zu konstruktiverem Feedback.

Typische Fehler beim Fragen stellen

Auch beim Fragen stellen gibt es typische Fehler, die wir vermeiden sollten. Ein häufiger Fehler ist, nicht zu wissen, was man eigentlich fragen will. Unklare Fragen führen oft zu verwirrten Antworten und hinterlassen den Eindruck, dass man nicht wirklich vorbereitet ist. Dabei gilt das Sprichwort, das bei der Softwareentwicklung Anwendung findet:

Bullsh*t in, Bullsh*t out.

Heißt: Wer unkonkret fragt, bekommt unkonkrete Antworten.

Ebenso sollten wir es vermeiden, unsere Fragen mehrfach zu wiederholen, es sei denn, es ist absolut notwendig. Dies kann unser Gegenüber schnell frustrieren und das Gespräch ins Stocken bringen. Gerade Personen, die noch unerfahren sind, machen diesen Fehler häufig. Ursächlich dafür ist, dass sie Angst haben, die eigene Aussage zu beenden. 

Ein weiterer Fehler ist das Stellen von zu vielen Fragen auf einmal. Wenn wir in einem Atemzug mehrere Fragen stellen, weiß unser Gegenüber oft nicht, auf welche es zuerst antworten soll. 

Zudem können Suggestivfragen, also Fragen, die eine bestimmte Antwort nahelegen, unangenehm wirken. Beispiel: „Du findest das auch, oder?“ Solche Fragen engen die Freiheit des Gegenübers ein und sollten vermieden werden.

Fragen stellen zur Selbstreflexion

Fragen helfen uns nicht nur in Gesprächen mit anderen, sondern auch bei der Selbstreflexion. Ich persönlich stelle mir jeden Abend die Frage: „Für welche drei Dinge bin ich heute dankbar?“ 

Diese simple Frage hilft mir, den Tag positiv abzuschließen und mich auf die Dinge zu konzentrieren, die gut gelaufen sind. 

Wir können auch uns selbst Fragen stellen. Zum Beispiel zur Reflexion

Auch im beruflichen Kontext können wir uns regelmäßig Fragen stellen wie: „Was habe ich heute gut gemacht?“ oder „Was könnte ich beim nächsten Mal besser machen?“ Solche Fragen fördern unsere persönliche Weiterentwicklung und helfen uns, unsere Stärken und Schwächen zu erkennen.

Fazit: Fragen stellen als mächtiges Werkzeug

Fragen stellen ist viel mehr als nur eine Methode, um Informationen zu erhalten. Es ist ein mächtiges Werkzeug, um Vertrauen aufzubauen, Beziehungen zu stärken und Feedback auf wertschätzende Weise zu geben. 

Kinder stellen so viele Fragen, weil sie neugierig sind und bereit, zu lernen. Als Erwachsene sollten wir uns diese Offenheit bewahren und uns trauen, Fragen zu stellen – egal, ob es um unsere Karriere, unsere Mitmenschen oder uns selbst geht.

Ob Du nun Moderatorin, Kollege oder Führungskraft bist: Nutze das Fragen stellen bewusst, um Gespräche zu öffnen, Diskussionen zu lenken und Feedback auf positive Weise zu geben. Wenn Du diese Kunst beherrschst, wirst Du nicht nur im Berufsleben, sondern auch im Privatleben profitieren.


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