Füllwörter abtrainieren - so wirst Du sie los!
In meinem Alltag laufen mir Füllwörter ständig über den Weg. Als Präsentationstrainer kann ich sie nicht ausblenden, wenn ich zuhöre. Das gilt für Präsentationen genauso wie für Unterhaltungen.
In meinen Trainings werden Füllwörter immer thematisiert. Deshalb mache ich sie heute in diesem Beitrag zum Thema.
Wir schauen uns an, wo Füllwörter herkommen, welchen Nutzen sie erfüllen und vor allem, wie wir sie loswerden können. Denn eines ist klar: Füllwörter schwächen unsere Aussagen ab und lassen uns unsicher wirken.
Beides wollen wir vermeiden und ich zeige Dir in diesem Beitrag, wie.
Unsere beliebtesten Füllwörter
Die Liste an Füllwörtern ist lang. Bei der Recherche für diesen Beitrag bin ich auf eine Liste mit Füllwörtern gestoßen. Diese umfasst über 130 Einträge und ich bin mir sicher, viele davon kommen Dir bekannt vor.
Sicherlich ist unsere Erfahrung mit Füllwörtern subjektiv. Die nachfolgenden Wörter höre ich am häufigsten in Präsentationen, Meetings und normalen Unterhaltungen.
In der besagten Liste stehen auch einige Füllwörter, die mit “irgend-” beginnen. Hierbei fühlte ich mich auch ertappt. Eine Zeit lang habe ich häufig “irgendwie” gesagt.
Mittlerweile habe ich mir meine Füllwörter abtrainiert. Zwischenzeitlich habe ich allerdings auch gerne “halt” verwendet.
Füllwörter nutzen wir dabei nicht, um unsere Zuhörenden zu ärgern. Sie erfüllen andere Gründe.
Hintergrund von Füllwörtern
Mit Füllwörtern überbrücken wir Pausen. Stille ist uns nämlich unangenehm.
So verschaffen wir uns Zeit zum Nachdenken und Suchen nach dem nächsten Wort. Häufig verändert sich dabei auch der Blick. Das Suchen nach Wörtern können wir in den Augen häufig erkennen.
Darüber hinaus zeigen Füllwörter ganz klar: Ich bin noch nicht fertig.
So wissen alle Anwesenden, dass es noch weiter geht. Abschließender Applaus bei einer Präsentation ist demnach genauso unangebracht wie ein eigener Wortbeitrag in einem Meeting. Beide müssen warten.
Das merken wir sowohl am Anfang von Präsentationen, mittendrin, am Ende, in Meetings und bei normalen Unterhaltungen. Etwas provokant habe ich bei LinkedIn neulich dieses Bild gepostet.
Das ist bewusst etwas überspitzt. Aber gerade beim Einstieg in eine Präsentation verstehe ich nicht, warum dieser wichtige Moment nicht genutzt wird.
Schließlich entscheidet sich am Anfang, ob wir die Aufmerksamkeit des Publikums bekommen. Mit einem Füllwort werden wir diese meiner Erfahrung nach nicht gewinnen.
Da kommen wir deshalb direkt zum ersten Tipp:
Bereite Deine ersten zwei Sätze für Deine Präsentation vor - inklusive Begrüßung und ohne Füllwörter!
Auch wenn wir heute lernen, wie wir Füllwörter abtrainieren, erfüllen sie auch einen Nutzen.
Nutzen von Füllwörtern
Das mag jetzt überraschen, aber Füllwörter können hilfreich sein.
Ähnlich wie Fingerabdrücke eignen sich Sprachmuster zur Identifikation von Personen. In der Kriminaltechnik sind Sprachanalysen daher beliebt. Weitere Informationen dazu erfährst Du in einer Studie der Uni Trier aus dem Jahr 2023.
Darüber hinaus gibt es auch Personen, die sich für Füllwörter aussprechen. Die Gründe kann ich allerdings nur teilweise nachvollziehen.
Hierbei wird häufig angeführt, dass Füllwörter authentisch sind. Trainieren wir sie uns ab, wirken wir glatt geschliffen ohne Ecken und Kanten wie bei einer politischen Rede.
Das würde ich so nicht unterschreiben. Meiner Erfahrung nach gibt es viele Möglichkeiten, authentisch zu sein, ohne Füllwörter zu verwenden.
Weitere Gedanken zu Authentizität habe ich in meinem Beitrag über Selbstpräsentation zusammengefasst.
Füllwörter in unserer Sprache
In diesem Beitrag fokussieren wir uns aufs Sprechen. Beim Schreiben lassen sich Füllwörter leichter ausmerzen. Dabei hilft uns vor allem der Fakt, dass wir beim Schreiben mehr Zeit zum Nachdenken haben, als beim Sprechen.
Schlaue Textprogramme, wie Word, Google und auch Künstliche Intelligenz unterstützen uns dabei zusätzlich.
Das Problem, das ich mit Füllwörtern habe, habe ich in diesem Bild ironisch zusammengefasst.
Füllwörter beschneiden uns in unserer Wirkung. Sie schwächen unsere Aussagen ab und langweilen die Personen, die zuhören. Das gilt in vielen Situationen:
Meetings: In Meetings wird gesprochen und entschieden. Häufig mit Füllwörtern.
Präsentationen: Das Publikum hört dabei nur Dir zu.
Moderationen: Auch hier ist der volle Fokus auf Dir und Deinen Worten.
Unterhaltungen: In Dialogen sprechen wir auch, wenn wir nicht gerade zuhören
Sonstiges: Darüber hinaus beeinflussen Füllwörter alles, was mit Sprechen zu tun hat
Entgegen der eben dargestellten Nutzen von Füllwörtern schaden sie unserer Wirkung aus meiner Sicht in zwei Richtungen.
Vorbereitung und Füllwörter
Ich sage es, wie es ist: Je mehr Füllwörter eine Person verwendet, desto unvorbereiteter wirkt sie.
Gerade an schwierigen Stellen nutzen wir Füllwörter besonders gerne. Denn dann müssen wir nachdenken. Das sind komplizierte Fachbegriffe, komplexe Zusammenhänge oder Übergänge von einem zum nächsten Punkt.
All das können wir üben. Tun wir das, wirken unsere Wortbeiträge flüssiger. Tun wir es nicht, nutzen wir Füllwörter. Dann wirken wir nicht so, wie wir wollen und verlieren unsere Zuhörenden.
Fehlende Struktur durch Füllwörter
Häufig verlängern wir durch Füllwörter unsere Sätze. Auch “und” kann ein Füllwort sein.
Je länger unsere Sätze werden, desto komplizierter wird das Zuhören. Darüber habe ich bereits in meinem Beitrag über das Thema Podcast hören geschrieben. Darin berichte ich davon, dass Sätze laut der Deutschen Presse-Agentur (DPA) aus circa neun Wörtern bestehen sollten.
Durch die Verwendung von Füllwörtern wird es also nicht nur langweiliger uns zu folgen. Es wird auch schwieriger, weil die Struktur des Gesagten nicht so klar ist.
Füllwörter endlich loswerden
Und so wirst Du Füllwörter endlich los: Übung.
Es gibt leider keine Abkürzung. Du wirst üben müssen.
Vorher steht aber die Erkenntnis. Die Erkenntnis, dass Du weniger Füllwörter verwenden möchtest. Das kann Ergebnis Deiner Selbstreflexion oder externes Feedback sein. Wichtig ist, dass Du daran etwas ändern möchtest.
Idealerweise hast Du auch schon ein konkretes Füllwort identifiziert, das Du abtrainieren möchtest. Ich würde hier schrittweise vorgehen und nicht alle auf einmal ausmerzen. Dann wird das Sprechen plötzlich sehr kompliziert.
Hast Du diesen Schritt hinter Dir, helfen Dir meine drei Lieblingsübungen:
Füllwort-Buddy
Am wirkungsvollsten ist der Füllwort-Buddy. Hierbei suchst Du Dir eine Person, die Dich im Alltag viel sprechen hört. Das kann im privaten oder beruflichen Umfeld sein. Wichtig ist, dass Ihr ein stabiles Verhältnis haben solltet.
Diese Person bittest Du, auf Füllwörter bei Dir zu achten - oder auf ein konkretes Füllwort. Jedes Mal, wenn Du es verwendest, soll diese Person Dich darauf ansprechen.
Das wird so in Fleisch und Blut übergehen, dass Du es irgendwann direkt selbst merkst und es weniger nutzt. Bei Interesse kannst Du Dich direkt revanchieren und selbst als Füllwort-Buddy anbieten.
Konzentration auf ein Wort
Während der Füllwort-Buddy theoretisch auch mit mehreren Wörtern funktioniert, empfehle ich Dir bei dieser Methode die Konzentration auf ein Füllwort.
Solltest Du keinen Buddy in Anspruch nehmen wollen, kannst Du Deine Aufmerksamkeit auch selbst bewusst auf ein Füllwort lenken. Das klingt erstmal trivial, aber es funktioniert wirklich.
An diese Methode musst Du Dich immer wieder erinnern. Du könntest zum Beispiel etwas tragen, was Du sonst nicht trägst. Das kann ein Schmuckstück sein oder auch einfach ein Gummiband am Handgelenk.
Zuhören gegen Füllwörter
Füllwörter kannst Du nicht nur abtrainieren, wenn Du selbst sprichst. Achte beim Zuhören darauf, wie oft andere Füllwörter nutzen.
Achtung: Wenn Du damit anfängst, kannst Du irgendwann nicht mehr aufhören :-).
Du wirst merken, wie sehr Füllwörter stören und selbst noch motivierter an Deiner eigenen Aussprache arbeiten. Versprochen!
Fazit zu Füllwörtern
Ich verteufle Füllwörter nicht. Sie sind menschlich und daher in unserer Kommunikation alltäglich. Aber nicht alles, was alltäglich ist, ist gut.
Wenn Du möchtest, dass Menschen Dir gerne zuhören, empfehle ich Dir, Sie abzutrainieren. Das Ziel muss nicht sein, dass Du kein einziges Füllwort mehr verwendest. Aber insbesondere bei Füllwörtern gilt: Weniger ist mehr.
In meinen Trainings geht es auch um Füllwörter. Schreibe mir eine Nachricht, wenn Du Interesse hast.
Ich freue mich von Dir zu lesen!