Alle Regeln zur Körpersprache, die Du kennen solltest

Körpersprache

Körpersprache beschäftigt uns immer und überall. “Wir können nicht nicht kommunizieren”, sagte bereits Paul Watzlawick in seinen 5 Axiomen zur Kommunikation. Körpersprache spielt dabei eine zentrale Rolle.

Nicht nur im Alltag ist sie allgegenwärtig, sondern auch in Präsentationen spielt sie eine wichtige Rolle. Sie hilft uns, Botschaften zu vermitteln und unsere Wirkung auf andere zu beeinflussen. 

Deshalb geht es in diesem Beitrag um 12 berühmte Regeln der Körpersprache. Einige davon sind Klassiker, die in jedem Soft Skill-Seminar gelehrt werden. Andere sind weniger bekannt, aber nicht minder wichtig. 

Hier erfährst Du alles, was Du über Körpersprache wissen musst. Der Fokus liegt auf Präsentationen, die Erkenntnisse sind aber auch für den Alltag wichtig.

Körpersprache umfasst auch das Gesicht

Wenn ich in diesem Beitrag von Körpersprache schreibe, meine ich unseren ganzen Körper. Also nicht nur Beine und Arme, sondern auch unser Gesicht. 

Das Gesicht ist ein zentrales Element der Körpersprache, da wir an Augen und Mund Emotionen noch besser zeigen und ablesen können als an unseren Fingern oder Zehen.

Umstrittene Mehrabian-Regel zur Körpersprache

Eine der bekanntesten Regeln zur Körpersprache ist die sogenannte Mehrabian-Regel. Sie besagt, dass die Wirkung bei Kommunikation zu 55% aus Körpersprache, zu 38% aus Betonung und Stimme und nur zu 7% aus dem Inhalt besteht. 

Körpersprache

Die Mehrabian-Regel teilt die Wirkung bei der Kommunikation auf Körpersprache, Stimme und Inhalt auf

Diese Regel wird oft zitiert, ist aber umstritten. Sie gilt nämlich nicht für alle Kommunikationssituationen. Mehrabian hat diese Zahlen in einem sehr spezifischen Kontext ermittelt: Wenn es um die Kommunikation von Gefühlen und Einstellungen geht. Trotzdem zeigt diese Regel, wie wichtig Körpersprache in der Kommunikation ist.

Ich nutze die Regel trotzdem gerne. Selbst wenn die angegebenen Zahlen nicht hundertprozentig stimmen, ist die Aussage doch klar: Körpersprache (und Stimme) dürfen nicht unterschätzt werden. 

Umso besser, dass wir noch weitere Regeln zur Körpersprache vor uns haben.

Aus Sicht des Publikums gibt eine Meta-Studie der Universität Münster aus dem Jahr 2021 interessante Einblicke. Sie beantwortet unter anderem folgende Frage.

Überschätzen wir Körpersprache?

Die Studie untersuchte die Bewertung der Körpersprache anhand festgelegter Persönlichkeitsmerkmale. Binnen 15 Sekunden sollten die teilnehmenden Personen anhand ihrer Körpersprache einschätzen.

Ihre Einschätzungen waren gut, aber nicht immer genau. Am besten funktioniert der Rückschluss von Körpersprache auf das Persönlichkeitsmerkmal der Extraversion. Dabei geht es um die Geselligkeit anderen Menschen gegenüber. Umgangssprachlich bezeichnen wir diese Menschen auch als extrovertiert. Bis zur Recherche dieses Beitrags wusste ich nicht, dass “extrovertiert” umgangssprachlich ist. Wieder was gelernt :-).

Körpersprache

Wenn ich Startups auf Pitches vorbereite, geht es auch um die Körpersprache - aber natürlich nicht nur (Bild: Christof Hütter)

Körpersprache ist demnach ein erstes Indiz zur Einschätzung von Mitmenschen. Wir sollten unserem Bauchgefühl diesbezüglich aber nicht blind vertrauen. Zum Glück haben wir in der Realität meistens mehr als 15 Sekunden zur Einschätzung des Gegenübers Zeit. Hier geht´s direkt zur Studie der Universität Münster.

Körpersprache und Kulturen

Jetzt wird es Zeit, die eigene Bubble zu verlassen. Und damit meine ich unseren individuellen Kulturkreis. Denn es gilt:

Körpersprache ist nicht universell.

Sie unterscheidet sich in verschiedenen Kulturen. Diese kulturellen Unterschiede können zu Missverständnissen führen. Hier sind zwei Beispiele.

  • Menschen mit arabischer oder asiatischer Herkunft überschlagen zum Beispiel oft nicht die Beine, da es als unhöflich gilt, wenn man die Sohlen sieht. Das wird als unrein wahrgenommen. 

  • Zur Begrüßung schütteln wir einander gerne die Hände. Während der Corona-Pandemie war diese Geste nicht sonderlich beliebt, wird aber heutzutage “im Westen” fast uneingeschränkt verwendet. Der islamische Glauben sieht Händeschütteln nicht vor - insbesondere nicht zwischen den Geschlechtern.

Solche kulturellen Unterschiede sollten wir kennen, um Missverständnisse zu vermeiden. Körpersprache ist also nicht nur eine Frage der persönlichen Präferenz, sondern auch der kulturellen Anpassung. Informiere Dich am besten, bevor Du in einen anderen Kulturkreis reist, über die Gepflogenheiten zur Körpersprache. Hier findest Du die dazugehörige Quelle.

Körpersprache bei Online-Präsentationen

Die Corona-Pandemie habe ich schon kurz angerissen. Seit März 2020 kommt es immer häufiger dazu, dass wir unsere Präsentation online halten. Dazu habe ich bereits einen eigenen Beitrag verfasst. Wichtig ist mir im Kontext der Körpersprache folgendes:

Die Reaktionen des Publikums sind bei Online-Präsentationen verzögert oder kaum wahrnehmbar. Das erschwert es, enthusiastisch zu bleiben - auch in der Körpersprache

Bei Online-Präsentationen ist unsere Körpersprache nur bedingt wahrnehmbar. Das liegt daran, dass nur ein Teil unseres Körpers sichtbar ist. Das verschlimmert sich, wenn wir eine Präsentation teilen. Unser Kameraausschnitt nimmt dann nämlich nur noch einen Bruchteil des Bildschirms ein.

Offene Körpersprache gewinnt

Mitmenschen bevorzugen offene Körpersprache. Ein freundlicher Gesichtsausdruck und eine zugewandte Haltung sind hierbei entscheidend. Die Arme sollten nicht überkreuzt sein, da das abweisend wirkt. 

Wir sollten nicht nur in die Richtung des Publikums stehen, sondern es auch ansehen. Das ist bei Präsentationen eine Herausforderung, wenn wir Visualisierungen zeigen oder inhaltlich unsicher sind. Wir sind dann immer dazu geneigt, uns dem zuzudrehen, was wir gerade zeigen oder das Publikum sieht.

Dieser Tipp hilft:

Stelle einen zweiten Bildschirm in Sichtweite auf, wenn möglich. So siehst Du, was das Publikum sieht, ohne den Blickkontakt zu verlieren und hast eine offene Körpersprache.

Unsere Hände müssen sichtbar sein

Unsere Hände sind ein wichtiger Teil unserer Körpersprache. Sie sollten sichtbar sein. Die ehemalige Bundeskanzlerin hat dies mit ihrer Raute perfektioniert. 

In meinen Trainings spreche ich gerne von der goldenen Box. Die "goldene Box" ist ein imaginärer Raum um den Bauchnabel herum. Als Publikum fühlen wir uns am sichersten, wenn die Hände der vortragenden Person dort sind. 

Die goldene Box der Körpersprache kann für bestimmte Gesten verlassen werden. Diese bleiben besonders in Erinnerung

Der Hintergrund ist folgender: Hände sind für uns historisch gesehen der Ursprung von Gefahr. Wenn wir einer Person wehtun wollen, dann am ehesten mit unseren Händen. Daher sagt die Polizei bei Einsätzen auch immer: "Ich will Deine Hände sehen." Zumindest ist das in Krimis so :-).

Für Körpersprache muss Du sichtbar sein

In Präsentationen ist Sichtbarkeit entscheidend. Das klingt logisch, fühlt sich für uns aber manchmal nicht gut an. 

Je mehr wir gesehen werden, desto angreifbarer fühlen wir uns. Als wären die Augen des Publikums etwas Gefährliches. Deshalb verstecken wir uns gerne. Doch gerade dieses Verstecken hinter einem Rednerpult oder einer Visualisierung wirkt unsicher. 

An wichtigen Punkten einer Präsentation, wie dem Anfang und dem Ende, empfehle ich daher, auf Visualisierungen zu verzichten, um komplett sichtbar zu sein.

Fester Stand signalisiert Sicherheit

Und damit kommen wir zu unseren Beinen und Füßen. Ein fester Stand signalisiert Sicherheit. 

In meinem ersten Präsentationstraining während des Studiums wurde mir gesagt, ich solle mich verwurzeln wie ein Baum. Das mag für einen sicheren Stand stimmen, wirkt auf Dauer aber etwas undynamisch. 

Wichtig ist, dass wir sicher stehen. Das bedeutet, dass wir nicht durch einen leichten Rempler umfallen würden. Hüft- oder schulterbreit aufgestellte Füße geben Stabilität. Bei den Beinen gilt hierbei dasselbe wie bei den Armen: Nicht überkreuzen!

Outfits bei der Körpersprache

Die Kleidung spielt eine Rolle in der Körpersprache. Einerseits definiert unser Outfit, wie wohl wir uns fühlen. Andererseits gibt unser äußeres Erscheinungsbild dem Publikum die Möglichkeit zur Interpretation.

Körpersprache

Bin ich aufgrund des Outfits ein anderer Mensch? Nein! Aber das Publikum könnte mir andere Eigenschaften zuschreiben

Personen in Anzügen oder Kostümen werden oft als fleißig wahrgenommen. Ob diese Schlussfolgerung stimmt, sei dahingestellt. Aber wir Menschen denken nun mal in Schubladen. Diesen Zusammenhang hat einer der Autoren der oben zitierten Studie der Universität Münster aufgezeigt. 

Letztendlich solltest Du das tragen, worin Du Dich wohlfühlst. Wohlbefinden strahlt Sicherheit aus, und Sicherheit ist ein Schlüssel zur authentischen Körpersprache. Darüber hinaus sollte Dein Outfit zum jeweiligen Anlass passen.

Körpersprache schafft Ressourcen im Gehirn

Ich muss zugeben, dass ich einem Irrtum unterlag. Ich dachte immer, dass Sprechen und Körpersprache beide Ressourcen im Gehirn benötigen, um zu funktionieren. Das könnte den Schluss nahelegen, dass ein Verzicht auf Körpersprache Ressourcen für besseres Sprechen ermöglicht. 

Das stimmt allerdings nicht. Davon berichtet die Zeitschrift "New Scientist" vom 19. August 2023. Körpersprache schafft Platz für Ressourcen, die uns das Sprechen erleichtern. Das bedeutet, dass wir durch Körpersprache sogar unsere kognitive Kapazität erweitern können. 

Das Ganze gilt laut der Studie auch andersherum. Schülerinnen und Schüler konnten sich Inhalte ihrer Lehrkräfte in einem Experiment besser merken, wenn diese Körpersprache verwendeten.

Hier setze ich Körpersprache bewusst ein, um auf EINEN bestimmten Punkt hinzuweisen

Insofern ist Körpersprache für alle ein Gewinn: Die Person, die spricht, kann sich besser ausdrücken. Und die Zuhörenden besser verstehen.

Körpersprache hilft zu überzeugen

Die Studie erwähnt noch ein weiteres Beispiel. Dabei geht es um die US-Wahlkampf 1960. Damals traten die Kandidaten Nixon und Kennedy erstmals im Fernsehen gegeneinander an.

Ein Teil der Bevölkerung hatte somit die Möglichkeit, die beiden Kandidaten zu sehen, während ein anderer Teil wie gewohnt übers Radio zuhörte. Interessanterweise waren die Einschätzungen der Kandidaten sehr unterschiedlich. Das Radio-Publikum bevorzugte Nixon während das Fernseh-Publikum klar für Kennedy war. 

Dieser Unterschied war auf die Körpersprache des späteren Siegers Kennedy zurückzuführen. Wir können demnach mit gut eingesetzter Körpersprache nicht nur überzeugen, sondern auch Wahlen gewinnen.

Fazit zu Körpersprache

Körpersprache ist ein wesentlicher Bestandteil unserer Kommunikation. Sie beeinflusst, wie wir wahrgenommen werden und wie effektiv wir kommunizieren. Dabei hilft sie uns nicht nur, Inhalte besser zu vermitteln, sondern auch, Inhalte besser zu verstehen.

Die Regeln der Körpersprache sind vielfältig und manchmal umstritten, wie die Mehrabian-Regel zeigt. Trotzdem ist es wichtig, sich dieser Regeln bewusst zu sein und sie in Präsentationen und im Alltag zu berücksichtigen. 

Insgesamt ist Körpersprache ein mächtiges Werkzeug, das uns hilft, erfolgreicher zu kommunizieren. Und wie so häufig braucht das vor allem eins: Übung.


Nach meinen Trainings verschicke ich an alle Teilnehmenden eine Checkliste für den nächsten Auftritt. In der Checkliste für die Vorbereitung auf eine Präsentation geht es explizit auch um eine Präsentation online. Abonniere jetzt meinen Newsletter und erhalte die Checkliste kostenlos als Geschenk.

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