Die 10 besten Übungen fürs Präsentationstraining
In diesem Beitrag geht’s ums Präsentieren. Genauer gesagt ums Präsentationstraining.
Wie viele Fähigkeiten aus dem Bereich der Kommunikation ist auch das Präsentieren ein Kandidat fürs lebenslange Lernen. Ein Präsentationstraining kommt somit nie zu früh oder zu spät, sondern immer zur richtigen Zeit.
Ich verrate Dir nun 10 Übungen, die ich in meinen Präsentationstrainings regelmäßig einbaue. Der genaue Mix an Übungen hängt von den Bedürfnissen der Teilnehmenden ab. Diese erfrage ich im Vorfeld. Sollte eine Übung Dir nicht gefallen, springe also gerne direkt zur nächsten.
Grundsätzlich bin ich ein Freund des Remote-Arbeitens. Meine Präsentationstrainings führe ich am liebsten in Präsenz durch. Durch die Pandemie habe ich mein Angebot auch auf Remote-Trainings erweitert und schreibe bei jeder Übung dazu, wie geeignet sie für dieses Setting ist.
Vor dem Präsentationstraining
Wie Du merkst, möchte ich die Spannung noch etwas erhöhen. Bevor Du ins Präsentationstraining einsteigst, finde ich eine Frage essentiell:
Was ist das Ziel der Übung?
Diese Frage darf nicht unterschätzt werden. Je nach Ziel kann die ausgewählte Übung variieren. Auch innerhalb einer Übung können unterschiedliche Schwerpunkte gesetzt werden.
So unterscheidet sich die Durchführung einer Übung im Präsentationstraining in Abhängigkeit vom erhofften Zweck. Das gilt insbesondere für die beobachtenden Personen, die für ihr Feedback jeweils einen anderen Fokus setzen.
Der Auszug folgender Ziele ist typisch für meine Präsentationstrainings:
Verbesserung der Körpersprache für mehr Wohlfühlen und Steigerung der wahrgenommenen Souveränität.
Reduktion des Sprechtempos für entspannteres Präsentieren und höhere Verständlichkeit.
Vermeidung von Füllwörtern für eine Erhöhung der wahrgenommenen Professionalität und Reduktion der eigenen Unsicherheit.
Erhöhung des Spaß-Faktors für angenehmeres Präsentieren und unterhaltsames Zuhören.
Die Liste ließe sich endlos fortsetzen. Ich bitte Dich, die nun aufgeführten 10 Übungen fürs Präsentationstraining jeweils durch den Blickwinkel Deines subjektiven Ziels zu sehen.
1 Gegenseitige Vorstellung
Diese Übung eignet sich nur bei bestimmten Gruppenkonstellationen im Präsentationstraining. Ich nutze sie gerne, wenn die einzelnen Teilnehmenden sich noch nicht so gut kennen.
Das ist beispielsweise bei Gruppen von Studierenden, aber auch bei größeren Unternehmen mit mehreren Standorten der Fall.
Hierbei werden die Teilnehmenden in zufällige Pärchen aufgeteilt. Nach einem kurzen Gespräch miteinander müssen sie ihr Gegenüber vor der gesamten Gruppe vorstellen.
Für das besagte Gespräch gebe ich verschiedene Leitfragen mit. So interessiert mich immer die Erwartung des Gegenübers an das Präsentationstraining. Als Steilvorlage für unterhaltsame Vorstellungen frage ich zu dem: „Was unterscheidet Dein Gegenüber von allen anderen im Raum?“.
Diese Frage kann nie mit abschließender Sicherheit beantwortet werden. Wenn aber jemand schon einen Fallschirmsprung gemacht hat, ist das eher ein Alleinstellungsmerkmal als die Farbe Blau.
Das alles klingt erstmal einfach, ist aber ganz schön herausfordernd. Teilnehmende neigen häufig dazu, die biografischen Daten Maschinengewehr-artig aufzuzählen. Da hört niemand gerne zu.
Bei dieser Übung kannst Du Dein Geschick für Überleitungen und das Erzählen von Geschichten üben. Sie funktioniert auch in einem Remote-Setting.
2 PowerPoint-Karaoke im Präsentationstraining
Diese Übung gehört zu den Klassikern eines jeden Präsentationstrainings. Die Teilnehmenden erhalten eine für sie unbekannte PowerPoint-Präsentation. Diese müssen sie in einem klaren Zeitrahmen (z.B. 3 Minuten) präsentieren.
Wichtig hierbei ist, dass sie so tun, als wäre es ihre eigene Präsentation. Außerdem ist bei der Auswahl der Präsentationen darauf zu achten, dass sie für diese Übung geeignet sind.
Ich nutze gerne Präsentationen mit kreativen Einstiegen und visuellen Elementen. Schließlich möchte ich vermeiden, dass die jeweilige Person einfach nur Stichpunkte vorliest.
Da ich Teilnehmende immer bitte, eine alte Präsentation mitzubringen, habe ich über die Jahre einen großen Fundus aufgebaut. Bei Bedarf findest Du auch im Internet fremde Präsentationen, zum Beispiel hier.
Bei dieser Übung kannst Du Dein Improvisationstalent auf die Probe stellen. Sie eignet sich perfekt zur Auflockerung nach längerem Frontal-Input oder einer Pause. Da die Präsentierenden sich komplett auf den Inhalt konzentrieren, zeigen Präsentierende hierbei ihren natürlichen Stil.
Diese Übung funktioniert im Remote-Setup nicht so gut.
3 Spontane Rede im Präsentationstraining
Auch diese Übung ist nur etwas für Spontane. Kurz vor dem Start der Präsentation zieht die Person einen Zettel aus einem Gefäß. Darauf steht nur ein Wort. Alternativ ist auch die Nutzung eines Wort-Generators denkbar.
Je nach gewährter Vorbereitungszeit (ich nutze gerne weniger als eine Minute) kann sich die Person noch kurz darauf einstellen. Danach muss sie drei Minuten mit einem kurzen Vortrag füllen.
Um diese Übung zu erschweren, kannst Du auf die Verwendung eines Einstiegs bzw. Abschlusses pochen. Im Gegensatz zur nächsten Übung ist es hierbei wichtig, dass auf die inhaltliche Ausgestaltung der Rede geachtet wird.
Bei dieser Übung trainierst Du erneut die Spontanität. Außerdem wird das Präsentieren ohne grafische Unterstützung geübt. Die Übung funktioniert auch im Remote-Setting. Ich empfehle sie eher für Fortgeschrittene.
4 Präsentation anhand eines Bildes oder Wortes
Über verschiedene Online-Tools lassen sich auch zufallsbasierte Bilder anzeigen. Um es einfacher zu machen, kannst Du die Anzahl der angezeigten Bilder erhöhen, sodass die Präsentierenden sich eines aussuchen können.
Ziel dieser Übung ist, dass die Teilnehmenden eine kurze Geschichte auf Grundlage eines Bildes erzählen. Diese kann wahr oder frei erfunden sein. Wichtig ist, dass sie die vorgegebene Zeit (1-2 Minuten) durchgehend sprechen.
Dieselbe Übung funktioniert auch mit Worten. In der Bewertung spielt der Inhalt hier – im Gegensatz zur vorherigen Übung – keine Rolle.
Bei dieser Übung schulst Du erneut die Spontanität, aber auch die Kreativität sowie das Erzählen von Geschichten. Sie funktioniert auch im Remote-Setting.
5 Erzählen einer Geschichte
Diese Übung erlaubt mehrere Ausprägungen. Ich nutze sie insbesondere dann, wenn im Präsentationstraining der Schwerpunkt des Storytellings gewünscht wird.
Beispielsweise können die Teilnehmenden sich in Pärchen abwechselnd Geschichten erzählen. Bei Bedarf kannst Du eine Richtung (z.B. humorvoll, überraschend, aufregend) vorgeben.
Hierbei lernen die Teilnehmenden, dass ihre Geschichten beim Gegenüber eine Wirkung erzielen. Der häufigste Grund, keine eigenen Geschichten in Präsentationen einzubinden, ist die Angst, dass sie nicht interessieren. Diesen Zahn kannst Du mit besagter Übung ziehen.
Besonders wichtig ist es meiner Erfahrung nach, hinterher über das Gefühl beim Erzählen und Zuhören in der großen Gruppe zu sprechen.
Alternativ kannst Du die Teilnehmenden nacheinander bitte, vor der gesamten Gruppe eine Geschichte zu erzählen. Dies hat eher einen Präsentationscharakter. Du kannst die Auswahl der Geschichte durch „aus dem Urlaub“ oder „vom letzten Wochenende“ auch bewusst offen gestalten.
Bei dieser Übung schulst Du vor allem das Storytelling der Teilnehmenden. Sie funktioniert auch im Remote-Setting.
Feedback im Präsentationstraining
Die Hälfte ist geschafft. Wir haben bereits fünf von zehn Übungen fürs Präsentationstraining behandelt. Bevor wir weitermachen, noch ein paar Worte zum Thema Feedback.
Nach den Übungen gibt es für die Teilnehmenden meiner Präsentationstrainings Feedback. Und zwar erstmal von den anderen Teilnehmenden, dann von mir.
Durch das Geben von Feedback zwinge ich alle Teilnehmenden zur Reflektion verschiedener Präsentationsstile. Dadurch können sie das eigene Repertoire erweitern.
Bei den Feedbacks lege ich Wert auf eine Regel: WWW – Wahrnehmung, Wirkung, Wunsch. Das sieht in der Praxis anhand eines Beispiels zur Position der Hände beim Präsentieren wie folgt aus.
Wahrnehmung: Die Person, die Feedback gibt, schildert eine objektiv nachvollziehbare Beobachtung komplett wertfrei. „Ich habe gesehen, dass Deine Hände während Deines Vortrags in Deinen Hosentaschen waren.“
Wirkung: Anschließend erfolgt die Beschreibung der erzielten subjektiven Wirkung. „Das wirkt auf mich unsicher und unprofessionell.“ Die Person, die das Feedback erhält, kann sich nun überlegen, ob diese Wirkung gewünscht war oder nicht. Falls nicht, hilft der dritte Schritt.
Wunsch: Im dritten Schritt wird eine Lösung angeboten. Zum Beispiel: „Ich wünsche mir, dass ich Deine Hände beim Präsentieren sehen kann. Idealerweise vor Deinem Körper.“
Das gilt nur für konstruktives Feedback. Die positiven Bemerkungen können auch sehr viel unstrukturierter sein 😊.
Jetzt geht’s weiter mit der sechsten Übung für das Präsentationstraining. Die zweite Hälfte fokussiert sich dabei auf Punkte, die etwas mehr Vorbereitungszeit benötigen.
6 Vorbereitung eines Einstiegs
Bei Präsentationen ist es wie bei Reels auf Instagram, Shorts bei YouTube oder TikToks: Die ersten Sekunden entscheiden müssen fesselnd sein. Deshalb ist ein guter Einstieg ungemein wichtig.
In einer separaten Übung bitte ich die Teilnehmenden, für ihren nächsten (oder letzten) Vortrag einen außergewöhnlichen Einstieg vorzubereiten. Außergewöhnlich ist für mich alles, was vom Standard abweicht. Ein „Hallo, ich halte heute einen Vortrag über…“ ist demnach verboten. Alles Andere ist erlaubt.
Ich bin immer wieder erstaunt, wie kreativ die Teilnehmenden dabei werden. Im geschützten Rahmen können sie experimentieren und direkt Feedback bekommen.
Diese Übung schult die Kreativität und baut Barrieren der Experimentierfreude ab. Sie funktioniert auch in einem Remote-Setting.
7 Vorbereitung eines Abschlusses
Der Anfang ist wichtig. Genauso wie der Abschluss. Ähnlich wie bei der vorherigen Übung haben die Teilnehmenden nun Gelegenheit, die letzten zwei Minuten ihres nächsten (oder letzten) Vortrags zu üben.
Hierbei ist mir ein Bezug zum Ziel (siehe Übung 10) wichtig. Außerdem sollten die Kernerkenntnisse einfach und nachvollziehbar zusammengefasst werden.
Dadurch wissen die Zuhörenden, dass der Vortrag sich langsam dem Ende zuneigt. Das erhöht wiederum die Aufmerksamkeit.
Bei dieser Übung trainierst Du ebenfalls die Kreativität, aber auch die Fähigkeit zur Struktur eines Vortrags. Sie funktioniert ebenfalls im Remote-Setting.
8 Vorbereitung eines Highlights
In meinem Präsentationstraining arbeite ich nicht nur an den Fähigkeiten. Ich möchte meinen Teilnehmenden mehr Freude beim Präsentieren ermöglichen.
Ein Puzzleteil hierfür ist die Vorfreude auf den eigenen Vortrag. Und diese erreiche ich beispielsweise mit einem persönlich gesetzten Highlight.
Das kann ein eindrucksvolles Bild, ein exklusives Zitat, ein unterhaltsames GIF, eine Form der Interaktion (siehe Übung 9) oder ein anderer positiver Moment sein.
Durch die bloße Vorfreude auf den eigenen Vortrag ändert sich die Einstellung. Das Publikum spürt in der Regel die geistige Verfassung der Person, die präsentiert. Und wenn diese positiv ist, steht einem gelungenen Vortrag nichts mehr im Weg.
Durch diese Übung schulst Du erneut die Kreativität und erhöhst die Experimentierfreude. Sie funktioniert ebenfalls im Remote-Setting.
9 Vorbereitung einer Interaktion
Die Nutzung von Interaktionen während des eigenen Vortrags hat mehrere Vorteile. Erstmal hat die Person, die präsentiert, Zeit zum Durchatmen. Darüber hinaus wird durch die Einbindung des Publikums die Aufmerksamkeit erhöht.
Es gibt aus meiner Sicht keinen Grund, auf Interaktion zu verzichten. Hierfür kannst Du eine einfache Frage stellen, die das Publikum beantwortet, eine Abstimmung per Handzeichen oder über interaktive Software durchführen.
In längeren Vorträgen oder Workshops bieten sich Gruppenarbeiten an. Die Auswahl an Formaten ist hierbei grenzenlos.
Bei dieser Übung schulst Du die Kreativität und zeigst, wie wichtig Interaktionen für einen selbst und die Beziehung zum Publikum sind. Sie funktioniert im Remote-Setting, wobei die möglichen Formen zur Interaktion begrenzt sind.
10 Definition eines Ziels im Präsentationstraining
Schon zu Anfang des Beitrags habe ich beschrieben, wie wichtig es ist, das Ziel für das Präsentationstraining zu kennen.
Genauso wichtig ist das Ziel für den eigenen Vortrag. Bei einem Vortrag über Präsentationstrainings macht es einen Unterschied, ob das Publikum etwas verstehen oder etwas tun soll.
Ich empfehle, dieses Ziel im Vorfeld aufzuschreiben. Und genau dafür ist diese Übung da. Die Teilnehmenden werden aufgefordert, das Ziel für ihren nächsten (alternativ letzten) Vortrag in einem Satz auszuformulieren.
Mit dieser Übung reflektieren die Teilnehmenden den Kontext ihres Vortrags. Außerdem schaffen sie die Grundlage für die Ausgestaltung der visuellen Unterstützung sowie den Rahmen für Einstieg und Abschluss. Diese Übung funktioniert auch im Remote-Setting.
Bonus: Reflektion und Definition eines Vorsatzes
Zum Abschluss bitte ich meine Teilnehmenden, sich einen Vorsatz aufzuschreiben.
Auch wenn im Präsentationstraining meistens mehrere Entwicklungsfelder definiert werden, finde ich den Fokus auf einen Schwerpunkt wichtig. Wenn wir versuchen, an zu vielen Stellen gleichzeitig zu arbeiten, verhaspeln wir uns.
Anschließend bitte ich, mir diesen Vorsatz zu schicken. Die von mir angefertigte Checkliste für eine gelungene Vorbereitung einer Präsentation verschicke ich dann personalisiert – inklusive des individuellen Vorsatzes.
Diese Übungen beziehen sich immer auf das Training in einer Gruppe. Mit einigen Kund:innen arbeite ich auch individuell an den jeweiligen Präsentationsfähigkeiten. Wenn Du Fragen zu meinem Beitrag oder Interesse an einem Training hast, schreib mir gerne eine Mail.