Kannst Du mich hören? 9 Tipps für die Social Audio-Moderation
Vor drei Jahren kannte ich den Begriff Social Audio-Moderation noch gar nicht. Heute schreibe ich einen Blogbeitrag darüber und gebe Dir 9 Tipps an die Hand, die Du auf der Audio-Bühne beachten solltest.
Nicht jede Moderation findet in einer großen Location statt. Das wissen wir spätestens seit der Corona Pandemie, die virtuelle Events salonfähig gemacht hat. Plötzlich wurde das Moderieren aus dem eigenen Arbeitszimmer oder professionellen Studios zum neuen Standard.
Mit dem regelrechten Hype der US-amerikanischen App Clubhouse wurde 2021 eine neue Art der Moderation geboren – die Social Audio-Moderation. Genau darum geht es heute.
Grundlagen zu Social Audio
Als wäre das hier eine wissenschaftliche Arbeit, starten wir mit einer Definition.
„Social Audio ist eine Unterklasse von Social Media. Sie beschreibt Plattformen, die Audio als ihren primären Kommunikationskanal verwenden.“ [Wikipedia]
Die Inhalte sind entsprechend eher zu hören als zu lesen. Dies erschwert den Zugang und die Beteiligung für Gehörlose. Sicherlich hast Du schon mal Podcast gehört und hattest somit Berührungspunkte mit Social Audio.
Wirklich „social“ ist es aber noch nicht, wenn ich einen Podcast höre. Sozial werden diese erst durch die Live-Komponente der Social Audio-Angebote. Zuhörende konsumieren die Inhalte in dem Moment, in dem das Wort gesprochen wird. Je nach Format und Plattform ist Interaktion möglich. Dann wird ein einfaches Audio-Format zu einem Social Audio-Event.
Die Reichweite von Social Audio-Inhalten ergibt sich durch die Anzahl lauschender Ohrenpaare im Publikum. Wenn das Event nicht aufgezeichnet wird (Achtung: Kennzeichnungspflicht), besteht keine Möglichkeit der Wiederverwendung.
Aus diesem Grund profitieren Social Audio-Angebote häufig vom sogenannten FOMO-Effekt. Dieser beschreibt die Angst, etwas zu verpassen – auf Englisch „Fear of missing out“. Was für die Plattformen ein großer Wachstumstreiber sein kann, ist wiederum als Nutzer:in ermüdend. Zeitgleich bietet die dadurch möglicherweise begrenzte Reichweite wenig Anreiz für aufwendige Inhalte und Formate.
Genug der Einführung. In diesem Beitrag soll es schließlich um die Social Audio-Moderation gehen.
Notwendigkeit von Social Audio-Moderation
Während der intensiven Clubhouse-Zeit habe ich teilweise 80 Stunden pro Woche auf der Plattform verbracht. Die meiste Zeit davon war ich auf der Bühne im Einsatz.
Als professioneller Moderator habe ich mich nicht aktiv in diese Rolle gedrängt. Das Vakuum an Gesprächsführung musste ich aber einfach füllen. So wurde ich schnell zum gefragten Moderator für Unternehmen und Agenturen aus vielen Branchen.
Die Reichweite einzelner Beiträge auf textbasierten Social Media-Plattformen wird stark durch den Algorithmus beeinflusst. Wer auf einer Social Audio-Bühne spricht, hat allerdings die (ungeteilte) Aufmerksamkeit des Publikums. Das finde ich persönlich erstrebenswert, weil so vielen von uns eine Stimme gegeben wird.
In dieser Zeit habe ich gelernt, dass es sich wirklich lohnt, einfach mal zuzuhören. Ganz gleich, ob gerade eine Top-Influencerin mit über einer Millionen Followern oder ein bisher Unbekannter spricht.
Wie in jeder Art der Kommunikation, reicht es aber nicht, einfach drauf los zu reden. Die Inhalte und Erfahrungen müssen für das Publikum leicht verdaulich aufbereitet werden. Ist das nicht der Fall, wird Dir niemand zuhören.
Auf einmal haben sich viele dieser beeindruckenden Menschen in der Rolle der Moderation wiedergefunden, obwohl sie eigentlich nur Inhalte teilen wollten. Deshalb benötigen Social Audio-Events IMMER eine angemessene Moderation.
Im nächsten Abschnitt gebe ich Dir 9 Tipps, die Dir bei der Social Audio-Moderation helfen werden.
Tipps für die Social Audio-Moderation
In Summe habe ich 9 Tipps identifiziert. Diese sollten für den Anfang genügen. Schreibe mir gerne eine Mail, wenn Du Dich für weitere Tipps interessiert.
1 Schaffe eine ruhige Umgebung
Der Dresscode ist bei einer Social Audio-Moderation irrelevant. Umso wichtiger ist es, wie Du zu hören bist. Schaffe deshalb eine ruhige Umgebung. Der Staubsaugerroboter hat während Deiner Moderation Pause. Außerdem solltest Du während Du sprichst nicht auf der Waschmaschine sitzen oder Netflix gucken.
2 Teste Dein Audio-Setup
Die ruhigste Umgebung bringt Dir nichts, wenn Deine Technik versagt. Die gute Nachricht ist, dass Du für die Social Audio-Moderation kein teures Mikrofon brauchst. Es schadet aber natürlich nicht. Ich persönlich nutze das RØDE NT-USB.
Viele Anfänger:innen nutzen das Headset, was sie vom Telefonieren kennen. Teste vorab (über die jeweilige Plattform), wie Du am besten zu verstehen bist. Wenn ich kein Mikrofon nutze, spreche ich direkt ins Smartphone / Tablet.
3 Habe ein klares Konzept im Kopf
Wie soll Dein Social Audio-Event ablaufen? Wenn Du darauf keine Antwort hast, solltest Du Dir schnellstens eine überlegen. Kündige Deinem Publikum – am besten schon in der Einladung – an, welche Rolle Interaktion bei Deinem Event spielt.
In diesem Zusammenhang spreche ich von offenen (Events mit Beiträgen aus dem Publikum) und geschlossenen (Events ohne diese Beiträge) Bühnen. Beide Formate haben ihre Berechtigung. Es sollte nur allen Beteiligten klar sein, was sie erwartet.
4 Bereite eingeplante Expert:innen vor
Ich empfehle Dir dringend, Dein Social Audio-Event nicht alleine zu starten. Hole Dir Expertinnen und Experten aus Deinem Umfeld dazu.
Diese haben gegebenenfalls wenig bis gar keine Erfahrung mit Social Audio. Zeig ihnen am besten diesen Beitrag und erkläre Ihnen in einem Gespräch Dein Format und Deine Ziele. Nur wenn sie diese kennen, können sie darauf einzahlen.
Gerade in der Anfangsphase sind Social Audio-Anwendungen häufig noch fehlerbehaftet. Gib Deinen Gästen die nötige technische Sicherheit durch vorherige Tests.
5 Handle im Sinne der Zuhörenden
Ich verfolge die Philosophie, dass die Moderation der verlängerte Arm der Zuhörenden ist. Bei der Social Audio-Moderation ist dieser Leitsatz um ein Vielfaches wichtiger als auf einer normalen Bühne.
Der Hintergrund ist, dass Du die Reaktionen des Publikums nicht sehen kannst. Du weißt nicht, ob das Smartphone im Nebenraum liegt oder Deine Zuhörenden es gebannt zuhörend in ihren Händen halten.
Neben einigen vorgefertigten Emoji-Reaktionen und dem Gang auf die virtuelle Bühne sind die Interaktionsmöglichkeiten heutzutage begrenzt. Im Zweifelsfall können die Zuhörenden das Event aber jederzeit verlassen.
Stelle Dir deshalb fortlaufend diese Frage:
“Wie würde es mir als Zuhörer:in gerade gehen?”
Wenn Du mit dem, was auf der Bühne passiert, zufrieden bist, kannst Du genauso weiter machen. Bist Du es allerdings nicht, musst Du etwas ändern.
6 Unterschätze das Fragenstellen nicht
In einem separaten Blogbeitrag erläutere ich ausführlich, wie Du gute Fragen stellst. Das Wichtigste hier aber in Kürze.
Bereite Dir ausreichend Fragen für Deine Gäste vor. Als Faustregel nutze ich eine vorbereitete Frage für zwei Minuten Diskussion. Die tatsächliche Zahl kann natürlich abweichen. Es ist aber ein besseres Gefühl, zu viele Fragen zu haben, als sich peinlich berührt an zu schweigen.
Eine gute Frage sollte Deinen Gesprächspartner:innen nach Möglichkeit einen breiten Antwortspielraum geben, aber dennoch konkret sein. Stelle demnach bitte keine Ja-/ Nein-Fragen, sondern nutze die klassischen W-Fragewörter (wieso, warum, was, wie, etc.).
Achte dabei auf die Kompetenzen und Perspektiven aller Beteiligten.
7 Zusammensetzung auf der Bühne
Da wir gerade über die Menschen sprechen, mit denen Du die Bühne teilst, muss ich etwas zur Zusammensetzung der Events sagen:
Eine perfekte Repräsentation aller Interessensgruppen wird es auf keiner Bühne dieser Welt geben. Deshalb empfehle ich, in kleinen Schritten anzufangen. Wähle Deine Gesprächspartner:innen idealerweise so aus, dass auf der Bühne unterschiedliche Alter und Geschlechter repräsentiert sind.
8 Kontaktiere mich
Social Audio-Moderation ist zwar noch ein recht junges Feld. Ich habe nicht nur den intensiven Anfang (Januar / Februar 2021) miterlebt, sondern stehe nach wie vor regelmäßig auf Audio-Bühnen.
Gerne kann ich Dich bei Deinem Event unterstützen. Sei es über einen einfachen Austausch, ein Training oder die Übernahme der Moderation. Schreibe mir dafür einfach eine Mail.
9 Abstimmung im Hintergrund
Auf der Audio-Bühne kannst Du mit potenziellen Co-Hosts nicht abstimmen, ohne dass die Zuhörenden es mitbekommen. Ich empfehle Dir deshalb einen Hintergrund-Chat.
Hierfür hat sich bei mir eine Whats App-Gruppe etabliert. Diese habe ich über Whats App-Web auf meinem Laptop geöffnet während ich übers Smartphone bzw. Tablet moderiere.
Fazit zur Social Audio-Moderation
Das Phänomen Social Audio hat sich nach einem fulminanten Hype zu Beginn 2021 normalisiert. Ich gehe davon aus, dass sich diese Form von Social Media langfristig etablieren wird.
Ich hoffe, dass Dir die Tipps bei der Vorbereitung Deiner Social Audio-Moderation helfen und wünsche Dir dabei nicht nur viel Erfolg, sondern auch viel Spaß.